Nachhaltige Blumen mit dem Fahrrad ausliefern? Wir teilen unsere Erfahrungen hinter dem Projekt.

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Wenn man ein eigenes Unternehmen gründet, dreht sich oft viel darum, sich Dinge vorzustellen, zu träumen, diese Dinge dann konkret werden zu lassen und sie vor allem umzusetzen.

Viele Ideen schaffen es aus verschiedenen Gründen nie ans Tageslicht und so könnten sich die Ideen, die umgesetzt werden, schon fast als Sieger fühlen.

Dennoch muss man manchmal nach vielen Arbeitsstunden der Vorbereitung, nach vielen Gedankengängen und Zweifeln, die sich dank Teilerfolgen auch mal in Hoffnung verwandeln, erkennen, wenn eine Idee noch nicht stark genug ist oder man selbst gerade zu schwach.

Ich musste auf schlecht ausgebauten Fahrradwegen und mit einem Anhänger, der bei jeder Bordsteinkante drohte, auseinanderzufallen, erkennen, dass weder ich noch die Dahlien diese Fahrten lange durchhalten würden.

Nicht alleine, wenn ich versuchen würde, die Blumen am selben Morgen zu schneiden, zu binden und auszuliefern, nicht neben Hochzeitsplanungen, E-Mails und all den anderen Dingen, die die Selbstständigkeit mit sich brachte.

Natürlich habe mir gewünscht, so viele Menschen wie möglich in Frankfurt mit nachhaltigen Blumen versorgen zu können, doch wenn dieser Wunsch in Erfüllung gehen würde, wüsste ich aktuell nicht, wie ich das logistisch stemmen würde.

 Ich bin so dankbar für mein kleines, tolles Team, das mich bei den Hochzeiten unterstützt und ohne die das alles nicht möglich wäre. Doch mit diesem auf Frankfurt bezogenen Projekt konnten sie mir leider vorerst nicht helfen. Wenn etwas zu verkrampft, zu stressig und vor allem mit zu vielen scheinbar nicht klärbaren Fragezeichen daher kommt, darf man auch mal einen Schritt zurück machen.

Jetzt im Oktober wären wir mit der Lieferung regionaler Freilandblumen natürlich so oder so zu einer Pause gezwungen worden, dann nämlich endet die natürliche Blütezeit deutscher Blumen.

Doch für alle unter euch, die wie ich nach wie vor daran glauben, dass wir Blumen nachhaltiger machen müssen, und für alle, die unsere Sträuße lieben und gefragt haben, warum es die Blumenlieferung schon Ende des Sommers plötzlich nicht mehr gab, für euch möchte ich erklären, was außerdem “passiert” ist.

Und vielleicht kommt es so auch im Austausch zu neuen Lösungen für die nächste Saison.

Danke an alle, die uns folgen, unsere Erfolge feiern und unsere Fehlschläge begleiten.
Euer Freude an unseren Blumen ermutigt uns auch in schwierigen Zeiten weiterzumachen.

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1. Alles Bio oder was?

Ich wollte euch nachhaltige Blumen liefern. Und regionale, biologisch angebaute (chemiefreie) Blumen aus dem Freiland oder aus unbeheizten Gewächshäusern sind da natürlich die allererste Wahl.

Das Schwierige daran ist, dass das Angebot an diesen Blumen in Deutschland bisher sehr klein ist. Aktuell arbeitete ich also für die Blumenauslieferung nur mit zwei Gärtnereien zusammen, die nach den Werten des biologischen und nachhaltigen Anbaus arbeiten. Diese Gärtner*innen sind wirklich zu bewundern, denn viele trauen sich an diesen “neuen Weg” gar nicht ran und so bekamen auch unsere Partner*innen am Anfang mitunter viel Gegenwind der Konkurrenz zu spüren.

Aber das Angebot ist somit eben stark limitiert. Wenn wir die Aktion wieder aufnehmen, dann vielleicht auch mit einem etwas erweiterten Angebot an herkömmlich angebauten, dafür aber regionalen Freilandblumen. 

Auch diese sind natürlich schon ein erheblicher Schritt in die richtige Richtung gegenüber Importware oder Blumen aus beheizten Gewächshäusern. Ich glaube außerdem, dass es wichtig ist, dass diese regionalen Betriebe nicht alle aussterben. 

Warum ich allerdings den biologischen Anbau, der chemiefrei und somit insektenfreundlich ist, für so wichtig halte, erfahrt ihr bald in einem weiteren Artikel. 

Das mag inkonsequent klingen, aber wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben, Schritt für Schritt Dinge besser machen und vor allem zu 100% transparent mit euch im Austausch stehen. Wann immer es möglich ist, werden wir uns natürlich für die chemiefreien Blumen entscheiden. Ihr werdet außerdem immer genau erfragen können, welche Blume woher kommt.

2. Saisonalität

Ich liebe jede Jahreszeit. Es erdet einen, die Jahreszeiten mit all ihren Farben und Gerüchen wahrzunehmen, saisonal zu essen und sich an Blumen zu erfreuen, die in ihrer natürlichen Blütezeit geschnitten wurden. 

Es gibt auch umweltfreundliche Tricks, um den Angebotszeitraum von gewissen Blumenarten zu verlängern, allerdings stecken hinter der ständigen Verfügbarkeit von Blumen meist lange Transportwege oder umweltschädliche, beheizte Gewächshäuser. Deshalb verwenden wir bei unserer Auslieferung nur Blumen aus dem regionalen Freiland oder aus unbeheizten Glashäusern.

Das bedeutet im Umkehrschluss aber natürlich auch, dass wir euch so oder so nur von April bis Oktober mit frischen, gemischten Sträußen beliefern können.

Doch was machen wir im Herbst und Winter? Hättet ihr Interesse an regionalem Grün, saisonalen Kränzen oder biologisch angebauten Trockenblumen? Alle Ideen sind willkommen. 

3. Der Transport

Die Blumen, die wir euch bei unserer Lieferung gebracht haben, wurden ca. 200 km von Frankfurt entfernt, geschnitten und direkt zu uns geliefert. Die Dahlien habe ich gemeinsam mit Katharina von Ottos Liebe sogar am selben Tag in Bad Homburg geerntet.

 Andere Schnittblumen haben teilweise bereits eine mehrtägige Reise durch die ganze Welt hinter sich, bis sie im Laden ankommen. Deshalb halten unsere Sträuße im Normalfall sehr lange. Das Problem bei der Auslieferung war nur, dass vor allem Dahlien so empfindliche Blütenblätter haben, dass sie die ruckelige Fahrradfahrt manchmal etwas mitgenommen hat.

Viele von euch haben uns bestätigt, wie lange die Blumen noch schön waren, trotzdem war ich während der Fahrt sehr gestresst, weil ich euch natürlich ein “perfektes Produkt” abliefern möchte. Hier gibt es also auf jeden Fall Verbesserungspotenzial.

4. Der Zeitfaktor

Ich habe es schlichtweg unterschätzt, wie lange es dauert, mit dem Fahrrad Sträuße durch Frankfurt zu fahren. Ich hätte nicht gedacht, dass mich der Verkehr so stresst und der Gedanke, wie ich jemals richtig viele Sträuße unter diesen Bedingungen ausliefern sollte. 

Ich weiß, was ihr denkt. Wie wäre es mit mehr Personal? Leider kann ich mir am Anfang eines solchen Projektes zusätzliche Unterstützung nicht leisten. Anders als bei den Hochzeiten, bei denen wir eingespielt sind und genau wissen, was wir tun und wie wir kalkulieren, war ich bei diesem Projekt erstmal auf mich allein gestellt und das finanzielle Risiko gering zu halten.

Dennoch habe ich gemerkt, wenn ich das noch mal angehe und das hoffe ich, brauche ich Unterstützung. Wenn man selbstständig ist, muss man erst mal alle Hüte tragen, dennoch war die ganze Organisation, das Binden und Verpacken der Sträuße und die Auslieferung per Fahrrad am selben Tag einfach zu viel für eine Person. Vor allem, da die Aktion ja nur ein kleiner Aspekt meiner Arbeit war. Nebenher musste ja alles andere weiterlaufen. Aber ich will nicht jammern, auch hier gibt es sicher irgendwann Lösungen. :)

5. Die Nachfrage

Die aktuellen (logistischen) Umstände hätten es mir sehr schwer bis unmöglich gemacht, eine Vielzahl an Sträußen auszuliefern, dennoch wünscht man sich natürlich eine große Nachfrage. Und bei großer Nachfrage ergeben sich natürlich auch neue finanzielle Möglichkeiten, die oben genannten Probleme anzugehen und die Bedingungen zu verbessern.

Ich bin so dankbar für all die lieben Menschen, die unseren Stil lieben und unser Unternehmen unterstützen. Danke, dass ihr bestellt habt.

 Dennoch habe ich gemerkt, dass das Thema nachhaltige Floristik lange noch nicht da ist, wo Slow Food und Farm to Table Bewegungen sind. Viele Menschen verstehen nicht, dass nicht alle Blumen ohnehin “Bio” sind, erst recht verstehen sie nicht, warum sogenannte Bioblumen denn dann teurer sind. 

Hier gibt es viel Aufklärungsbedarf. Auch wenn die Auslieferung der Sträuße momentan pausiert, das Thema nachhaltige Floristik lässt uns bei Naturbarn nicht mehr los, sind wir doch alle auch Teil des Problems. Und so möchten wir bis zu einer neuen Idee mehr Wissen verbreiten, mit euch in den Austausch gehen und gemeinsam bessere Wege finden, sich an Blumen zu erfreuen. Es wird hier immer mehr Blogartikel mit Tipps, Erklärungen und Anregungen zu diesem Thema geben, denn dadurch lernen wir auch selbst dazu. 

Wir träumen von Hochzeiten, die mit saisonalen, regionalen und modernen Blumen ausgestattet werden und wir träumen von üppigen Biosträußen in eurem Zuhause

Bis dahin ist es ein weiter Weg. Aber der erste Schritt ist wohl, die Nachfrage für all das zu steigern, indem wir immer mehr darüber reden und das ohne mit dem Finger zu zeigen. 

Ich freue mich über jede Nachricht von euch und auf alles, was da noch kommt. 
Vielen Dank für eure Unterstützung. Anne und das Naturbarn Team

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